TRINK AUS

Heinrich Schneeweiss, Brandschat

De auteur Heinrich Schneeweiss leest het gedicht 'Trink aus' voor van Josef Weinheber (1892-1945) een Oostenrijks dichter en prozaïst, die van 1911 tot 1932 in dienst was bij de posterijen en zich daarna aan de literatuur wijdde. Hoogstaande, stringente morele maatstaven en klassieke vormidealen boden in zijn leven en werken tegenwicht aan zijn tot onmatigheid en depressies neigende natuur en het gevoel in een tijd van cultureel verval te leven.

 

TRINK AUS

Schenk ein, Kamerad! / Das Leben ist traurig und toll. / Wir haben gezahlt unsern Elendszoll, / das Maß ist voll - / Schenk ein! /// Kein Glück, Kamerad! / Von ferne lockt Flötengetön. / Wir mußten nach Teufels Pfeife / uns drehn und zuschanden gehn- / Kein Glück! /// Zum End, Kamerad! / Die Jahre und Wolken ziehn. / Was Mieder und Band, was Gunst und Gewinn - / Laß fahren dahin - / Zum End! /// Trink aus, Kamerad! / Am Herzen schabt schon der Grind. / Bald flackern die Kerzen auf muffiger Spind, / und die Nacht beginnt - / Trink aus!

MAGISCHES REZEPT
 
Nimm einen alten Suppentopf, / den halt du neunmal übern Kopf,/ dann stelle ihn cum spiritu / auf einem Birnholzfeuer zu, / gib etwas Glaubersalz hinein/ und sieben zarte Hühnerbein, / dieselben ganz vom Fleisch geputzt / (weil das arcanum sonst nicht nutzt), / dazu gestoßnes Hasenherz, / samt dreizehn Haar vom Ochsensterz, / Bockmist ein Lot, in Milch verrührt, / drei Apfelkern pulverisiert, / als dann zum Schluß noch einen Schuß / - das würzt - boletus badius. /// Dies koche, eh die Sonn aufgeht / und wenn kein Stern am Himmel steht. / Dabei sprichst du die Wendewort: / "Was ferne ist sei hier am Ort, / was außen ist, das geh hinein. / was innen ist soll außen sein." / Durch dies dein rosenfarbnes Blut, / das ist für siebzig Fieber gut. /// Es bleibt dies Mittel sehr probat, / für jeden, der den Glauben hat, / und half, so hör ich, olim schon / dem weiland König Salomon. / Erfinden kannst du solches nicht. / Ich schrieb's Rezept bei Mondenlicht / an meines Hundes frühem Grab / aus einem alten Hausbuch ab. / Und weil ich ein Kalenderchrist, / der ohne dies ganz hilflos ist, / und füglich will, daß jedermann / wie ich sich also nützen kann, / so hab ichs fleißig hergesetzt, / damit es dir den Gaumen letzt. / Und hilft es nicht, was schadt es schon: Mach alleweg Gebrauch davon.
 
 
TAUCHE DEINE FURCHT
 
Tauche deine Furcht in schwarzen Wein, / Einsamer! Die dunklen Vögel ziehen. / Es wird eine lange Reise sein. / Gott ist nah und raunt. / Vergeblich fliehen die Gedanken vor dem Blättertanz. / Und zur Dämmrung ist der Tag gediehen. / Auf ein leeres Grab fällt Sternenglanz... / Tiefer mit dem letzten Mut zur Stille / drücke in die Stirn den welken Kranz!